Die Allgemeinbildung –das Allgemeinwissen − das Faktenwissen – was braucht der Mensch?
Zunächst ein paar Begriffsunterscheidungen:
Zur Allgemeinbildung gehören, wie in Wikipedia (aufgerufen am 15.05.2021) unter dem Begriff Allgemeinbildung erläutert, die Kenntnisse und Befähigungen, die notwendig sind, um aktiv und kritisch an der Gestaltung möglichst aller Bereiche der modernen Gesellschaft teilnehmen zu können.
Allgemeinbildung setzt Allgemeinwissen voraus. Das, was jeder wissen muss, nennt man Allgemeinwissen. In dem obigen Wikipedia-Artikel wird Allgemeinwissen dasjenige Wissen genannt, das sich ein durchschnittlicher Mensch durch Erziehung, Lehre und Massenmedien in den wesentlichen Wissensgebieten aneignen kann und das als bekannt bei den Menschen vorausgesetzt wird.
Was ist denn nun Faktenwissen? Oder Sachwissen? Auf der Internetseite von DWDS (der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute, Aufruf am 15.05.2021) wird Faktenwissen als Sachkenntnisse, die ins Einzelne gehen, definiert. Das Sachwissen wiederum ist das Wissen von vielen Einzelheiten auf einem Sachgebiet. Beim bekannten Duden (https://www.duden.de/rechtschreibung/Faktenwissen) ist das Faktenwissen der Bestand an bestimmten Kenntnissen über bestimmte Fakten, Daten o. Ä.
Somit lässt sich schlussfolgern: Ob Allgemeinwissen, Faktenwissen oder Sachwissen, es geht um detaillierte Kenntnisse, die vom Gedächtnis gespeichert werden, und sich auf die Welt, die Menschen und die Realität beziehen. Bei der Allgemeinbildung geht es um die Fähigkeit, dieses Wissen anzuwenden und damit sein Leben und die Gesellschaft zu gestalten.
Ist Allgemeinbildung und Allgemein- und Faktenwissen obsolet? Man kann doch alles googeln! Um diese Fragestellung soll es in diesem Artikel gehen. Braucht der Mensch noch ein Gedächtnis für Fakten? Was braucht der Mensch?
So viel ist gewiss: die Fakten sind das Rohmaterial unserer Kenntnisse, sie dienen dem Verständnis von Zusammenhängen und sie sind nicht sinnlos, wenn der Kontext mitgelernt wird. Kulturelle Referenzen basieren auf Namen und Fakten und das Nachschlagen geht im Gespräch, in der Diskussion und im Unterricht nicht, auch verlangt es zu viel Zeit. Um zahlreiche Phänomene zu verstehen, muss ich zahlreiche Begriffe und Konzepte bereits verstehen. Wenn ich alles nachschlage, bin ich in einem Zirkel des Nachschlagens gefangen. Internetinformationen müssen gefiltert, geordnet und beurteilt werden, um die Relevanz und Verlässlichkeit zu beurteilen. Wissen ergibt sich erst dann, wenn Informationen verarbeitet und in den Handlungs- und Erfahrungskontext eingebunden werden. Es findet eine Vernetzung mit bestehendem Wissen statt. Man spricht auch von Handlungs- und Erfahrungswissen. Und durch die Vernetzung entsteht Kontextwissen. Dabei sind erste Fakten der erste Schritt zum Aufbau dieses komplexen Wissens. Denn man weiß nur mit Vorwissen, was man nicht weiß, erst muss eine Grundlage aufgebaut sein.
Lohnt es sich noch, etwas zu wissen? Ja, es lohnt sich. Auf diese Frage wird im Focus-Artikel „Wissen“ (36/2020, s.u.) als Antwort ein Zitat der von Azuzurra Ruggeri, die Leiterin der Max-Planck-Forschungsgruppe iSearch angeführt: „Wir müssen wissen, wie wir mit den zur Verfügung stehenden Informationen umgehen, wie wir Falschmeldungen von Nachrichten unterscheiden. … Einige Dinge müssen nach wie vor gelernt werden, weil sie die Grundlage für alles andere sind. Lesen, Schreiben, Rechnen, Geschichte.“ Somit ist Basiswissen nötig, denn, um die Informationsflut zu meistern, benötigt man eigene Referenzpunkte, die Orientierung bieten.
In dem Focus-Artikel wird auch erläutert, dass Allgemeinwissen sogar eine Funktion habe, die über den messbaren Wert für ein Individuum hinausgehe, denn Allgemeinwissen habe eine kulturelle Funktion, da es ein Fundus sei, der die Gesellschaft zusammenhalte.
Somit ist das Allgemeinwissen der Schlüssel für kulturelles Wissen und Handlungswissen, welche die heutigen Schlüsselkompetenzen wie z.B. Kommunikation, Kollaboration und Kreativität fördern. Dabei hilft immer ein Blick zurück in die Vergangenheit, die uns aufzeigt, wie Menschen früher Problemsituationen und Krisen gemeistert haben. Das schafft Wissen, aber eben auch das Wissen das „Reproduktionswissen“ und „Fachwissen“ nicht ausreicht, um Lösungen für neuartige Probleme zu finden. Hier geht es um Handlungswissen, welches auf der Basis des Fakten- und Allgemeinwissens entsteht.
Somit sind Fakten- und Allgemeinwissen und der traditionelle Fächerkanon der Schule nicht obsolet, sondern mehr gefragt denn je, um das, was der Mensch braucht, das Handlungswissen, aufzubauen.
Quellen:
- Wissen, Artikel der Zeitschrift Focus (36/2020)
- Blogartikel: „Faktenwissen in Zeiten des Internets“ von Andreas Kalt, 19.09.2015.
- „Das brauche ich doch sowieso nie wieder!“, Warum ihr trotzdem Allgemeinbildung in der Schule lernt. (www.bigkarriere.de)
- „Allgemeinbildung – kann man das nicht alles googeln?“, Tanja Höfling, Euro Akademie, 08.11.2017.
(aufgerufen am 13.05.2021)
Tipps:
Allgemeinwissen/Quizfragen/Fragen und Antworten von Dennis Lenz, Leipzig 2019.
Der große Wissenstest für Kinder, Was weißt du über die Welt, das Kartenspiel mit 100 Fragen, Spiegel Buchverlag.