Authentisches Lernen? – Was verstehe ich darunter?
Im Folgenden versuche ich den Begriff zu erläutern – so, wie ich ihn mir vorstelle. Um den Begriff Lernen gibt es viele Abhandlungen. Wie kann Lernen gelingen, was braucht es, welches Lernsetting ist gut.
Jeder will, dass sein Kind ausreichend gerüstet ist, um in unserer hochmodernen komplexen Welt bestehen zu können. Jeder will, dass unser Staat junge Menschen generiert, die über vielseitiges Know-How verfügen, um unsere Gesellschaft am Leben zu erhalten und um den Generationenvertrag zu erfüllen.
Lernerfolge gelingen allerdings immer seltener, Schulen arbeiten am Limit – die Pandemie und das Homeschooling setzen neue Maßstäbe und tragen zu anderen Bildungsbedingungen bei. Die Diskussionen nehmen zu; Schule, Bildung und Lernen geraten immer mehr in den Fokus – unsere Kinder sollen gut lernen, es gelingt immer weniger – als, was kann man tun, um dieses Dilemma zu lösen?
Immer mehr neue Begriffe werden geboren – die digitale Bildung soll vorangetrieben werden – Lernen sollte agil sein, dann gibt es das New Learning – vorzeiten setzte man auf Methodentraining und individuelle Lernentwicklung- all diese Trends sind gut, sie versuchen bestimmte Defizite im Bildungsbereich zu beheben, schaffen dadurch aber neue Lernorte und Lerninhalten, die den großen Bildungskanon zusätzlich anreichern.
Was braucht es also, um das Bildungschaos zu verringern, um den unübersichtlichen Dschungel pädagogischer Ideen und Trends zu lichten? Unsere schnelllebige Zeit erfordert lebenslange Anpassung und Flexibilität, um nicht die Orientierung zu verlieren. Was braucht es dafür?
Zuallererst benötigt der Mensch ein Fundament, ein Fundament an Fertigkeiten, Wissen, emotionalen Befindlichkeiten und sozialen Fähigkeiten, um – ausgehend von dieser Basis – die unendlichen Weiten des Internets, Modeerscheinungen und Trends sichten zu können, um Flexibilität entwickeln zu können.
Grundwissen und Kernkompetenzen wie Lesen, Rechnen und Schreiben sind nicht obsolet, der traditionelle Schulstoff, der elementare Zusammenhänge unseres Lebens und unserer Gesellschaft aufzeigt und erläutert wie z.B. die Photosynthese, das Steuersystem, die soziale Marktwirtschaft und die Idee der Menschenrechte – dieser traditionelle Schulstoff ist nicht obsolet – traditionelle Methoden wie Schreiben mit dem Stift, damit das Wissen über den Stift in den Körper fließt und mit den Sinnen wahrgenommen wird – diese traditionellen Methoden sind nicht obsolet – all dies schafft erst die Basis, die der Mensch benötigt, um anschließend mehr zu können – um welches Mehr auch immer es sich dann handeln mag.
Anmerkung zu authentisch (sinngemäß aus „Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute“, Aufruf: 05.05.2021): * stammt aus dem Spätlatein von authenticus: verbürgt/zuverlässig und bedeutet auch: echt/glaubhaft. Authentisch ist das Adjektiv zu Authenzität. Das Wort steht im Zusammenhang mit dem Griechischen autos=selbst; das ist der, der selbst eine Tat verübt, der selbst etwas macht und handelt. Authentisch bedeutet auch anerkannt/rechtmäßig und verbindlich. Das Wort ist seit dem 16. Jahrhundert im Deutschen.
Damit wäre authentisches Lernen echtes, verbindliches Lernen von Menschen, die etwas tun.