Lesen – die Grundlage für alles – ein uraltes menschliches Konzept

Lesen ist nicht obsolet und das Lesen in analogen Printwerken ist nicht obsolet – ohne Lesen fehlt eine wichtige menschliche Perspektive. Es folgt der Versuch einer Begründung.

Beim Lesen laufen interaktive und komplexe Prozesse gleichzeitig ab, dabei verbinden sich im Gehirn visuelle, sprachliche, emotionale und motorische Aspekte. Somit verändert Lesen Strukturen in unserem Gehirn, die für eine erhöhte Fähigkeit zum Perspektivwechsel sorgen. Somit lernt der Mensch auch, besser zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen zu unterscheiden und neue Verknüpfungen zu setzen und komplexe Zusammenhänge besser zu verstehen. Lesen hält geistig fit, die Lektüre entwickelt den Geist und fördert die Konzentration, wobei Konzentrationsfähigkeit eine Schlüsselqualifikation für die Zukunft ist – angesichts der überall blinkenden Werbebanner und Popups. Denn Lesen beruht fast ausschließlich auf Konzentration und bündelt die Aufmerksamkeit in eine bestimmte Mitte. Ganz allgemein bietet Lesen einen besseren Zugang zu Sprache, erweitert den Wortschatz und verbessert das Gefühl für Satz- und Textstrukturen. Zudem wird die Fantasie geübt, da beim Lesen keine Bilder vorgegeben sind. Da man sich beim Lesen in bestimmte Figuren hineinversetzt und man mit ihnen fiebert, fördert Lesen auch die Empathie und die sozialen Kompetenzen allgemein. Lesen ist ein Allrounder für den Geist und die Entwicklung des Menschen, auf dem man nicht verzichten kann.

Doch wozu sollte man noch gedruckte Bücher in die Hand nehmen?

Das Lesen eines Buches stellt einen sinnlichen Genuss dar, verknüpft mit einer besonderen im Raum verankerten visuellen und haptischen Erfahrung. Dieses Erlebnis bietet das digitale Lesen am Bildschirm nicht. Das Lesen eines Printmediums bündelt mehr die Aufmerksamkeit und macht auch mehr die Freude erlebbar, wenn man mehr als die Hälfte dieses konkreten Objektes gelesen hat. Auch beinhalten Printmedien eine neue Perspektive – jenseits der Filterblase, die man sich durch verschiedene Konten und Suchverläufe im Internet selbst schafft. So sagt auch Henning Beck in seinem Buch „Das Neue Lernen“ auf S. 158: „Wir denken zum Beispiel, dass wir im Internet alles finden. Doch tatsächlich finden wir nur das, was am besten zu uns passen soll. Wenn ich hingegen eine Zeitung kaufe, gebe ich fast 3 Euro für Artikel aus, die ich sonst niemals gelesen hätte. Ich erkaufe mir damit die Möglichkeit, an Informationen zu kommen, die von Internet-Algorithmen abgeblockt gar nicht zu mir durchgedrungen wären.“

An anderer Stelle (S. 220f.) betont er, dass das Lesen gedruckter Bücher und damit verbunden wohl auch das Mitschreiben zu besseren Lernleistungen gegenüber der Nutzung von  digitalen Medien führt. Langfristige Studien hätten jedenfalls keine Vorteile bei der Nutzung von digitalen Geräten ergeben.

Quellen für den Beitrag:

(Alle aufgerufen am 10.05.2021)

  • Das Neue Lernen heißt Verstehen, Henning Beck, Berlin 2020.

Ein Buchtipp:

„Lesen – eine Leidenschaft ohne Grenzen“ von Steve McCurry, München-London-New York 2016. Es handelt sich um einen Bildband, in dem Fotografien lesender Menschen präsentiert werden.

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